Daruma und Manekineko

Mein Auslandsaufenthalt in Japan 2 – Toiletten, Tempel, Tsunashima

Hier ist der zweite Teil meines Berichts über meine ersten Tage in Japan. Viel Spaß!

1. Mit Toilette aber ohne Maps

Am nächsten Morgen nach meiner Ankunft in Kawasaki inspizierte ich erst einmal mein winziges Hotelzimmer. Am Vortag war ich dafür zu müde gewesen. Es gab ein Bett und ein eigenes Minibad. Alles war man für den Anfang brauchte. Dazu war es noch technisch gut ausgestattet mit Klimaanlage und High-Tech-Toilette — beides nur sehr schwer in Deutschland zu finden. Besonders die Toilette mit seinen vielen Knöpfen erregte meine Aufmerksamkeit. Es gab einen Knopf, auf dem auf Japanisch oshiri, Hintern, stand, was auf Englisch nur mit „Shower“ übersetzt wurde. Die Bedeutung erschließt sich daher dem Nichtjapaner nicht sofort: ein relativ harter Wasserstrahl wird auf Knopfdruck in den Allerwertesten geschossen. Diese Funktion hatte ich einmal in einen japanischen Café in Düsseldorf ausprobiert und danach beschlossen, es nie wieder zu tun, was ich auch bis zum heutigen Tage nicht mehr getan habe. Aber probiert es gerne einmal aus 😉

High Tech-Toilette in Japan
Meine eigene High Tech-Toilette im Hotel

Nachdem ich mein Zimmer inspiziert hatte, beschloss ich, nach draußen zu gehen und die Stadt zu erkunden. Ich musste erst am nächsten Tag im Studentenwohnheim sein, daher hatte ich genug Zeit, um etwas Sightseeing zu betreiben. Da ich kein Internet mit meinem Handy außerhalb des Hotels hatte, benutzte ich die sehr empfehlenswerte Yahoo! Japan-App, um vorher alle Züge herauszusuchen. Meine Zugverbindungen und Google Map-Karten sicherte ich dabei stets mit Screenshots. Die erste Zeit war ich komplett ohne mobile Daten in Japan unterwegs, was das Abenteuergefühl aber umso stärker machte.

Lustigerweise war mein Smartphone so alt, dass ich auch als ich bereits eine japanische Sim-Karte mit mobilen Daten besaß, Google Maps kaum nutzen konnte. Die Gründe dafür waren, dass die „Empfangsantenne“ meines Smartphones meist schlecht war und der Akku, wenn ich ausnahmsweise Google Maps nutzen konnte, sofort durch diese „intensive“ Nutzung leer wurde. Das häufige Verirren und Umwege-Gehen im ersten Semester hat mir jedoch viele tolle Momente in Tokyo beschert, die ich nicht missen möchte — nach einem halben Jahr kaufte ich mir trotzdem endlich ein „internetfähiges“ Smartphone.

2. Zwei Preise im Kombini?

Ich verließ mein Zimmer und trat nach draußen. Es war Zeit, sich für das Frühstück zum ersten Mal in einem Kombini etwas zu kaufen. Kombinis sind japanische 24 Stunden-Supermärkte und gibt es wie Getränkeautomaten an jeder Ecke. Daher war auch schon einer gegenüber meines Hotels. Das Sortiment in einem Kombini ist trotz seiner kleinen Größe groß: von Reisbällchen bis hin zu in Plastik eingeschweisten Businesshemden gibt es fast alles, was man zum Überleben braucht. Die Preisschilder verwunderten mich beim ersten Besuch aber etwas. Es gab für jeden Artikel zwei Preise: ein großer billiger Preis und ein kleiner gedruckter höherer Preis. Welchen muss man denn bezahlen, fragte ich mich leicht verwirrt. Zu diesem Zeitpunkt achtete ich nicht auf die Kanji, die genau anzeigen, zu welchem Preis man kauft: 税込み (zeikomi, mit Steuern) und 税抜 (zeinuki, ohne Steuern). Der höhere Preis von den beiden war also der Preis, den man letztendlich an der Kasse zahlen muss, aber trotzdem ist er kleiner gedruckt — clever.

Ich kaufte mir mein Frühstück und Proviant für meine erste Sightseeing-Tour in Japan. Onigiri (Reisbällchen) mit Thunfisch-Mayo- und Lachs-Füllung, ein paar Kartoffelchips mit Nori-Geschmack (Nori sind getrocknete Algen), Anpan (ein süßes Brötchen gefüllt mit roten Azuki-Bohnen) und eine Flasche gekühlten grünen Tee. An der Kasse war ich verwundert, wie freundlich und professionell die Verkäufer sind. Sie führten jede ihrer Handlungen roboterartig perfekt aus: alles in Plastiktüten einpacken, Geld nehmen, zählen, Rückgeld geben und dabei ständig verbal dem Kunden mitteilen, was sie gerade tun — ein Service-Traum. Ja, das war Japan, das Land des gehobenen Services, wo Kunden nicht nur Könige, sondern vielmehr Götter sind. Ich trat glücklich nach draußen.

3. Der erste Tempel

Stolz blicke ich auf meine beiden Plastiktüten und ging Richtung Hauptbahnhof Kawasaki. Von dort wollte ich ein paar Stationen bis zum beliebten Tempel Kawasaki Daishi (川崎大師) fahren. Den Weg zum Bahnhof kannte ich ja bereits, weshalb es eigentlich nicht sehr lange dauern sollte. Aber ich wurde ständig von unzähligen japanischen Schildern und blinkenden Werbebannern abgelenkt, die scheinbar an jeder Hauswand hingen. Viele Nicht-Asiaten wie ich sind davon am Anfang fasziniert, weil es solch eine Reizüberflutung in der Regel nur in Asien gibt. Zum Glück war es aber gleichzeitig nicht so voll auf den Gehwegen, weshalb ich schnell vorankam. Es war schon 10:30 Uhr und jeder war bei der Arbeit. Alles fühlte sich plötzlich sehr groß und leer an — egal ob Straße oder Bahnhof. Sehr angenehm!

Kawasaki Daishi
Kawasaki Daishi

Der Zug war ebenfalls zu meiner Überraschung nahezu menschenleer und ich genoss meine erste Fahrt ohne Gepäck. Alles, was ich aus dem Fenster sah, schien aufregend zu sein und ich versuchte jede noch so unbedeutende Werbung zu verstehen — was mir aber aufgrund mangelnder Vokabelkenntnisse nicht sehr oft gelang. Nach rund 15 Minuten erreichte ich die richtige Haltestelle. Der Tempel war schon in Sicht und ich lief sofort hin. Wow, dachte ich, dass ist also mein erster japanischer Tempel. Ich war beeindruckt von der Größe und den vielen Details, die es zu erkunden gab. Es gab so viele kleine Nebengebäude, Pagoden, Verkaufsstände, Grünanlagen und Statuen, dass ich gar nicht wusste, wo ich als erstes hingehen sollte.

Nachdem ich glaubte, alles gesehen zu haben und mir etwas Kühles aus einem Getränkeautomaten gezogen hatte, überlegte ich, was ich als Nächstes tun sollte. Ohne Google Maps aber mit Fotos einer in meiner Nähe befindlichen öffentlichen Umgebungskarte entschied ich mich dafür, etwas um das Tempelgelände herumzulaufen und anschließend zum Fujimi Park (富士見公園) für mein Mittagessen zu gehen.

Neben dem Tempelgelände gab es eine Gasse, in der viele Verkaufstände japanische Leckereien wie Senbei (Reiskräcker) und Dango (Reisklöße) anboten. Die netten Verkäuferinnen „zwangen“ mich dies und jenes zu probieren und ich konnte einfach nicht nein sagen. Aber ich wollte mir trotz meines daraus resultierenden schlechten Gewissens erst einmal nichts kaufen. Ich entdeckte zudem einen Verkaufsstand für Daruma, kleine runde Glücksfiguren und Manekineko, Winkekatzen. Eigentlich zwei sehr niedliche Motive, doch das Licht in dem Stand war durch die Sonne und Reflexionen so rot geworden, dass die Figuren bedrohlich zu glühen schienen und mir ein leichter Schauer über den Rücken lief. Nach einem kurzen Foto wollte ich daher lieber schnell weitergehen.

Daruma und Manekineko
Leicht gruselige Daruma und Manekineko

4. Sonnenbrand!!!

Anschließend schlenderte ich bei herrlichem Sonnenschein und strahlend blauem Himmel durch mit Wohnhäusern gesäumte Straßen und dachte mir, ja, das ist es, so habe ich mir japanische Nachbarschaften vorgestellt. Alles so wie im Anime oder Dorama. Ich machte ein paar Fotos und erreichte bald den Park, dessen Gras aufgrund der Hitze vertrocknet und braun war. Auch eine Sache, an die man sich erst gewöhnen muss: In Japan ist das Gras relativ oft vertrocknet und braun. Zufrieden mümmelte ich auf einer Bank meine Reisbällchen und trank meinen Tee. Schließlich fand ich im Park eine Karte, auf der die Umgebung bis zum Bahnhof Kawasaki eingezeichnet war — er war nur knapp einen Kilometer entfernt — und ich machte mich mit vollem Bauch zu Fuß auf den Rückweg.

Nachbarschaft Kawasaki
Eine beschauliche Nachbarschaft in Kawasaki

Doch die japanische Septembersonne knallte erbarmungslos auf meinen Kopf und Nacken. Der heiße Asphalt ließ sogar die Luft vibrieren. Schwitzend lief ich die Straße entlang und konnte mir schon denken, dass mein Nacken rot wie eine Tomate sein musste. Ich wollte erst einmal ins Hotel zurück und mich später noch etwas in der Bahnhofsumgebung umzusehen. Als ich auf meinem Zimmer ankam, sah ich das Ergebnis der Wanderung und dachte mir, yeah, der erste Tag und schon einen Sonnenbrand. Ich duschte und lief zurück zum Hauptbahnhof. Ich wollte so schnell wie mögliche Sonnencreme finden. Glücklicherweise war es schon 18:00 und relativ dunkel, was in Japan auch im Sommer normal ist. Es ist zwar schon sehr früh hell, aber dafür auch sehr früh wieder dunkel.

5. Suchen und Entdecken

Die Suche nach Sonnencreme war aber schwieriger, als ich dachte, obwohl überall Drogerien waren. Es gab einfach zu viele verschiedene Drogerieartikel eng beieinander, weshalb ich die Creme einfach nicht finden konnte. Einen der vielen Angestellten zu fragen, hatte ich irgendwie nicht auf dem Schirm und irrte relativ planlos durch die Gänge. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Herumirrens suchte ich dann doch das japanische Wort für Sonnencreme, hiyakedome (日焼け止め), in meinem Handy-Wörterbuch heraus und fragte einen Mitarbeiter, der mich freundlich zum Regal führte. Zu meiner Überraschung fand ich nur sehr teure Sonnencremes — gefühlt doppelt so teuer wie in Deutschland — , aber ich hatte keine Wahl und kaufte mir meine erste Tube in Japan. Puh, geschafft!

Nach meiner überaus erfolgreichen Suchaktion lief ich noch etwas in der Gegend herum: in ein Kaufhaus, in eine unterirdische Shoppingmall und über einige über den Straßenlevel gelegene Fußgängerwege. Dabei machte ich ein paar coole Entdeckungen. Zum einen war da eine Treppe, die abends in Regenbogenfarben leuchtete. Kunterbunt wechselten sich die Farben ihrer Stufen ab. Ich war wirklich begeistert und lief die Treppe mehrmals hoch und runter, um zu sehen, ob die Farben vielleicht auch auf Fußgänger reagierten, aber scheinbar war dies leider nicht der Fall. In einer Untergrundpassage traf ich meinen ersten sprechenden Roboter (genannt Pepper), der mir das Menü eines Restaurants zeigen wollte. Ich versuchte, mit ihm auf Japanisch zu sprechen, aber er verstand mich anscheinend nicht — vielleicht zu starker deutscher Akzent?

Daneben gab es dann das Menü in lebensecht aussehenden Plastikattrappen zu sehen. Diese Essensmodelle sieht man in den Schaufenstern von vielen Restaurants, um den potentiellen Kunden schon beim Vorbeilaufen Appetit zu machen. Auch musste ich auf die Toilette gehen und fand ein Warnhinweis, dass man doch bitte kein Grafitti auf dem Klo hinterlassen sollte. Sehr süß, dachte ich, aber es scheint zu wirken, weil ich persönlich noch nie in Japan Kritzeleien auf öffentlichen Toiletten gesehen habe. Zum Schluss hörte ich noch einer Musikband zu, die auf der Straße spielte, was man in Japan durchaus öfters sieht.

6. Food Court (フードコート)

An diesem Abend hatte ich noch eine Verabredung mit einer Mitstudentin aus Deutschland und ihren Freunden. Genau wie ich übernachtete sie für zwei Tage in Kawasaki, bevor sie zu ihrem Wohnheim aufbrach. Wir wollten uns daher einmal zum Essen treffen. Ihre Freunde waren eine Deutsche, die das gleiche wie wir studiert hatte und jetzt in Japan lebt, und ihr japanischer Freund. Zu viert ging es dann in einen Food Court und ich war kurzzeitig überwältigt von den Menschenmassen, die wie Ameisen umherwuselten. So viele Menschen, die alle nur auf einem Fleck waren, mit nur einem Ziel: Essen!

Es gab unsagbar viele Stationen, wo man sich unzählige verschiedene Gerichte holen konnte. Von chinesischen Nudeln bis zu amerikanischen Hamburgern war alles dabei. Wir drehten eine Runde in der überfüllten und ohrenbetäubend lauten Halle und suchten uns jeder ein Gericht aus. In Japan wählt man in Restaurants oft sein Essen an Automaten aus, bezahlt es auch am Automaten und gibt das Ticket dann am Personal ab, bevor man sich hinsetzt und auf sein Essen wartet. Alles sehr leicht und kundenfreundlich — also wie das das Gegenteil der deutschen Bahn.

Ich wählte ein japanisches Menü mit Tonkatsu (paniertem Schweineschnitzel), Reis, Misosuppe und kyabetsu (Weißkohlsalat) aus. Dann suchten wir leicht verzweifelt einen freien Tisch für vier Personen, den wir aber nach einer Weile sogar fanden, und warteten, bis unser Essen fertig war. Nachdem die Bieper einer nach dem anderen vibriert hatten und alles Essen versammelt war, genoss ich mein erstes japanisches Schnitzel überhaupt. Die spezielle kräftige Tonkatsu-Soße ist einfach nur göttlich und auch der trockene Weißkohlsalat (wirklich nur trockener gehackter Kohl) war eine interessante Erfahrung — mit viel Salatsoße oder Mayonnaise sehr zu empfehlen. Dann gingen wir noch etwas in der Gegend umher und die Freunde meiner Mitstudentin gaben uns noch viele Tipps für unseren bevorstehenden Aufenthalt. Und damit verging auch dieser zweite Tag wie im Flug. Am nächsten Tag sollte ich dann endlich zu meinem Wohnheim fahren.

7. Knapp vorbei!

Die Lichtstrahlen der noch angenehmen Morgensonne trafen mein Gesicht, als ich am nächten Morgen aufwachte. Was für ein herrlicher Tag, dachte ich. Ich aß zum Frühstück ein Anpan, ein mit roten Bohnen gefülltes, süßes Brötchen, packte meine Sachen und trat aus dem Hotel. Ja, wirklich ein guter Tag, um meine Fahrt zum Wohnheim anzutreten. Mit schnellen Schritten, immer vom Rollen meines Koffers begleitet, ging ich zum Bahnhof Kawasaki. Ich hatte mir schon die Verbindungen auf meinem Handy gespeichert und musste nur noch das richtige Gleis finden, was durch die gute Beschilderung am Bahnhof kein Problem war. Ich stieg ein und los ging die Fahrt ins Austauschstudentendasein.

Ich war total gespannt darauf, wie die Umgebung meines Wohnheims wohl aussehen mochte. Nach ein paar Minuten fiel mir jedoch auf, dass der Zug Stationen übersprang. Warum tut er das, fragte ich mich. Plötzlich sah ich wie der Bahnhof, bei dem ich aussteigen wollte, ebenfalls vor dem Fenster vorbeirauschte. Dann realisierte ich plötzlich, dass der Zug ein Expresszug (急行, tokkyuu) war, also ein Zug, der Stationen überspringt und damit schneller ist als normale Züge (各駅停車, kakuekiteisha), die an jeder Station halten. Es gibt in Japan noch weitere Arten von schnellen Zügen wie zum Beispiel der Rapid (快速, kaisoku) oder Limited Express (特急, tokkyuu). Sie alle überspringen unterschiedlich viele Stationen, weshalb man immer darauf achten muss, nicht in den falschen Zug mit zwar dem gleichen Endhaltepunkt aber unterschiedlichen Haltestellen einzusteigen. Das lernte ich auf praktische Art nach nur zwei Tagen in Japan.

8. Ankunft in Tsunashima

Ich stieg an der nächsten Station aus und überlegte, was ich jetzt tun sollte — obwohl man ja eigentlich dank der Kaisatsu einfach kostenlos zurückfahren kann, wenn man zu weit gefahren ist, was mir aber in dieser Situation nicht einfiel. Ich fragte einen Bahnhofsmitarbeiter, was ich tun kann, und er zeigte mir hillfsbereit das Gleis auf dem ich zurückfahren konnte. Gerettet, dachte ich und stieg diesmal in den richtigen Zug. Nach ein paar Stationen erreichte ich dann Tsunashima, meine Wunschstation. Ich stieg aus und ging die Treppe runter zum Kaisatsu. Dann hörte ich Personen, die sich auf Englisch und Chinesisch unterhielten. Vielleicht meine zukünftigen Mitbewohner? Ich sprach sieh an und fragte, ob sich auch zum Wohnheim in Tsunashima wollten.

„Ne, wir wollen zu einem anderen Wohnheim einen Bahnhof weiter“, sagten sie und gingen an mir vorbei. Schade, dann muss ich wohl ganz allein vom Bahnhof aus das Wohnheim finden. Zm Glück hatte ich mir schon in Deutschland eine Karte von der Stadt ausgedruckt, auf der ich den Weg markiert hatte. Ich trat aus dem Bahnhof. Sofort bemerkte ich eine kleine Personengruppe mit einem Hund und Postern, die für irgendetwas werben. Vielleicht sammeln sie Spenden für ein Tierheim? (Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich solchen Gruppen mit Hunden noch öfters an Bahnhöfen sehen werde, wobei ich bis heute nicht weiß, worum es denen eigentlich geht.)

Die Straße vor dem Bahnhof war voller Menschen und die Sonne brannte wie am Vortag auf meinen Rücken. Ich versuchte, mich mit meinen zwei großen Koffern durch die Menschenmassen zu schlängeln immer in Richtung Wohnheim. Links, dann irgendwann rechts, geradeaus… Ich hatte das Gefühl, meinem Ziel immer näher zu kommen. Dann passierte ich eine Baustelle, wobei ein behelmter Bauarbeiter in einem blauen Overall den Eingang mit einem Leuchtstab bewachte. In Japan findet man zwar an allen möglichen Orten (überflüssige) Wächter, die mit Leuchtstäben die Eingänge von Baustellen, Parkhäusern oder auch nur Ecken — ja, auch Ecken — absichern, aber mein mein erster Leuchtstabwächter in Japan war schon etwas Besonderes. Ich ging an ihm vorbei und blieb stehen, um auf meine Karte zu gucken. Dann sprach er mich an und fragte, ob ich Hilfe brauchte. Dankend zeigte ich ihm meine Karte und zeigte auf das Wohnheim. „Das ist ganz in der Nähe. Einfach geradeaus und dann links.“ „Verstehe, vielen Dank.“ Und schon hatte ich das Wohnheim gefunden und erneut die japanische Hilfsbereitschaft erlebt.

Nach ein paar Sekunden blickte ich dann auf die große Eingangstür meines Wohnheims, in dem ich für die nächsten 12 Monate wohnen sollte. Ich las den Schriftzug neben dem Eingang, um mich zu vergewissern, dass ich wirklich richtig bin, und trat ein.

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