Stadtplan von Kawasaki

Mein Auslandsaufenthalt in Japan 1 – Hitze, Horden, Hotelgesuche

Wie war es eigentlich, als ich das erste Mal in Japan war? Ich war zwar schon seit der 6. Klasse an Japan interessiert, doch erst knapp 15 Jahre später im Laufe meines Studiums war ich endlich vor Ort. Was waren meine ersten Eindrücke und Abenteuer? Genau darum geht es jetzt!

1. Ein wirklich langer Flug  

Nachdem ich eine Zusage für einen Austauschplatz an einer Uni in Tokyo erhalten hatte, dauerte es noch neun Monate bis zu meinem Abflug im September 2016. Ich flog vom Frankfurter Flughafen ab. Meine Eltern begleiteten mich bis zur Security-Schleuse und dann hieß es Abschiednehmen. Ich versuchte, nicht zu weinen, aber natürlich war es eine völlig ungewohnte Situation für uns alle. Ich würde meine Eltern fast ein Jahr lang nicht mehr treffen können. Skype hin oder her, richtige Nähe kann das Internet nicht ersetzen. Ich wischte mir schließlich die Tränen ab, ging los, drehte mich noch ein letztes Mal um, winkte und dann verschwanden sie auch schon in der „nahen“ Ferne.

Vor dem Abflug konnte ich mir kaum vorstellen, wie es ist, so lange nach Japan zu fliegen. Ich war vorher nie mehr als drei Stunden im Flugzeug. Diesmal sollten es 18 Stunden werden. Erst 14 Stunden nach Hongkong und nach einem dreistündigen Zwischenstopp weitere vier Stunden nach Tokyo. Auch das Reiseziel war außergewöhnlich für mich: Nicht nur das erste Mal Japan, sondern auch Asien im Allgemeinen. Das wurde schon im Flugzeug in Frankfurt deutlich, da bereits vorwiegend asiatisch aussehenden Passagiere an Bord waren. Wir hoben ab.

Ich konnte mich nicht so recht auf die vielen Filme konzentrieren, die man auf Langstreckenflügen an Bord schauen kann. Keiner interessierte mich oder ich brach immer bereits nach zehn Minuten ab. Schließlich schaute ich gar keine Filme mehr. Bis nach Hongkong machte ich daher fast nichts, was wahrscheinlich auch an meiner Aufregung lag. Ich versuchte — als fleißiger Japanischstudent wie ich war — Gelerntes zu wiederholen, um mich nicht sofort in Japan sprachlich zu blamieren, aber auch das gelang mir nicht. Dann blätterte ich doch lieber mit Vorfreude in Reiseführern über Tokyo oder Japan herum. Aber auch das wurde nach gut einer Stunde langweilig.

Rückblickend wundere ich mich, wie ich diesen 14-stündigen Flug nach Hongkong mit fast nur Nichtstun verbringen konnte. Das einzige Highlight war das japanische Flugzeugessen, was mir nicht nur gut schmeckte — ja, ich mag Flugzeugküche wirklich gern — , sondern auch für willkommene Abwechslung sorgte. Eine Peinlichkeit wäre da noch zu erwähnen. Ich hatte während des ersten Fluges nämlich keine Lust, aufzustehen und ging auch kein einziges Mal auf die Toilette. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie es sich dann anfühlte, nach mehr als 14 nahezu regungslosen Stunden nach der Landung aufzustehen, um schnell auf die nächste Flughafentoilette zu rennen. An dieser Stelle sei gesagt: Macht das auf keinen Fall nach!

2. Drei Stunden Hongkong

Der Zwischenstopp in Hongkong war eher langweilig, weil ich leider zu wenig Zeit hatte, um Hongkong außerhalb des Flughafengeländes zu erkunden. Ich schlenderte daher nur ziellos durch den beeindruckend großen Flughafen. Es gibt rund 90 Gates und unzählige Rollbänder, auf denen man wirklich sehr lange zwischen den Flughafenhallen herumfahren kann. Aber da mich die teuren Geschäfte nicht interessierten — wer kauft schon am Flughafen eine Rolex? — , war ich froh, als mein Weiterflug nach Japan aufgerufen wurde.

Flughafen in Hongkong während Auslandsaufenthalt in Japan.
Flughafen Hongkong.

Beim zweiten Flug saß ein junger Japaner neben mir. Wir unterhielten uns auf Japanisch und spielten zum Zeitvertreib Schach mithilfe der Displays vor unseren Sitzen. Mein erster japanischer Kontakt während meines Austausches und dabei schon so früh. Das muss doch ein gutes Omen sein, dachte ich. Dann dauerte es nur noch ein paar Stunden, bis die Bucht von Tokyo in Sicht kam. Die Skyline blitze auf und der Flughafen Haneda war zum Greifen nah. Haneda liegt direkt in der Bucht von Tokyo, weshalb man beim Abflug und Anflug eine gute Sicht auf Tokyos Skyline mit der davor liegenden künstlich aufgeschütteten Insel Odaiba hat.

Wow, so sieht also die Skyline der größten Stadt der Welt aus! Ich war ganz begeistert. Nach ein paar Minuten war der Vogel dann leider auch schon am Boden. Ich nahm wie die anderen Passagiere mein Handgepäck und schritt langsam zum Ausgang. In Japan wird im Flugzeug meist nicht gedrängelt, was bei europäischen Flügen nach der Landung leider trauriger Standard ist. Neben dem leckeren japanischen Essen und der Ruhe an Bord eine weitere positive Beobachtung.

3. Japanischer Sommer

Nun war ich an der Reihe und ging in den Tunnel zwischen Flugzeug und Flughafengebäude. Mir fiel sofort das sonnige Wetter und die Wärme im September auf. So ein schöner blauer Himmel, dachte ich. Plötzlich ging die durchsichtige Schiebetür am Ausgang auf, die letzte Hürde bevor ich japanischen Boden betrat. Zisch, zisch. Ein Schwall unglaublich schwüler Luft blas mir mit voller Wucht ins Gesicht. Es fühlte sich an, als ob man eine Sauna betrat. Wie sollte ich das nur aushalten, fragte ich mich und fing an, zu schwitzen. Ich hatte soeben den japanischen Sommer entdeckt.

In Japan ist es sehr heiß und schwül zwischen Juli und September, weshalb die Klimaanlagen stets auf Hochtouren laufen. Nicht nur für einen Deutschen, der eine solche Umgebung mit bis zu 90 % Luftfeuchtigkeit bei gleichzeitigen 30 Grad nicht gewöhnt ist, ist der japanische Sommer ein intensives Erlebnis. Ich werde wohl nie vergessen, wie an diesem Tag das erste Mal ein Schwall „japanischer“ heißer Luft gegen meinen unerfahrenen Körper schlug. Japan ist heiß! Das hatte ich sofort begriffen.

Am Kofferband angekommen, tauschte ich mit meinem japanischen Sitznachbarn Kontaktdaten aus und wir verabschiedeten uns. Er wohnte in Kanagawa. Daher kann man sich bestimmt einmal treffen, malte ich mir aus — zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass wir uns nicht erneut begegnen würden. Nachdem ich mein Gepäck vom Förderband genommen hatte, ging ich zum Einreiseschalter für Ausländer.

4. Die berüchtigte Einreise

Man bekommt im Flugzeug kurz vor der Landung als Ausländer zwei kleine Zettelchen in die Hand gedrückt, auf denen gefragt wird, wo man in Japan wohnen wird und ob man unschöne Dinge wie Drogen oder Waffen nach Japan mitbringen möchte. Zum Glück, konnte ich überall „Nein“ ankreuzen, fragte mich aber gleichzeitig, wer wohl „Ja“ ankreutzt und was dann mit demjenigen passieren würde.

Genau diese zwei Zettelchen muss jeder Ausländer beim Einreiseschalter ausgefüllt abgeben. Aber nicht nur das: Jeder muss noch seine Fingerabdrücke abgeben und in eine Kamera lächeln. Alles unter der Anleitung von meist etwas grimmig dreinschauenden Einreiseschaltermitarbeitern. Man kommt sich beim ersten Mal wie ein Schwerverbrecher vor, da man solche Vorsichtsmaßnahmen zumindest in europäischen Ländern nicht gewohnt ist. Ich war leicht irritiert, da ich dachte, dass Japaner immer nett sind, aber ich lernte, dass wenn es um die (innere) Sicherheit geht, auch Japaner hart sein können.

5. Super Mario und PASMO

Als nächstes ging es in die Flughafenhalle. Super Mario und seinen Freunde begrüßten mich auf dem Weg dorthin mit einem „Welcome to Japan“. Die etwas strenge Einreise war vergessen. Plötzlich kamen die ersten Getränkeautomaten in Sicht: Bunt, beleuchtet und überall zu finden. Das sind die Automaten, wo man für 80 bis 120 Cent eine Vielzahl von Erfrischungen kaufen kann — im Winter auch gerne heiße Tees oder Suppen. Getränkeautomaten sind omnipräsent in Japan und das japanische Wort jidouhanbaiki (自動販売機) gehört in jedes Vokabelbuch.

Getränkeautomat in Japan
Ein typischer Getränkeautomat in Japan.

Ich war fasziniert und machte sofort ein Foto von meinem ersten Original-Flughafen-Haneda-Getränkeautomaten. Gleichzeitig beschloss ich, mir erst einmal kein kühles Getränk zu ziehen. Das wollte ich mir für einen besseren Moment aufheben. Es gab außerdem Wichtigeres zu tun: Ich brauchte eine PASMO. PASMO ist so etwas wie die elektronische Universalkarte in Japan und sieht aus wie eine EC-Karte. Man kann sie mit Geld einmalig aufladen oder direkt mit seinem Bankkonto verknüpfen, um öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen sowie an einem Getränkeautomaten oder im Supermarkt einzukaufen. Diese Universalkarte brauchte ich und suchte daher eifrig nach einem entsprechenden PASMO-Automaten.

Meine alte PASMO.

Eine nette Flughafenmitarbeiterin, die schon auf Ausländer/mich an den PASMO-Automaten lauerte, kam sofort auf mich zu, als ich vor einem Automaten stand. „Can I help you?“, fragte sie sehr freundlich und ich bejahte mit einem Lächeln. Durch ihre Hilfe hatte ich in Windeseile eine PASMO. Für 1000 Yen gibt es eine Karte mit 500 Yen Guthaben. Erste Hürde geschafft. Danach musste ich mich mit dem Bahnnetz in und um Tokyo beschäftigen, um zu meinem Hotel zu kommen.

6. Ein Fest und meine Jacke

Ich hatte für die ersten drei Tage in Japan ein billiges Hotel in Kawasaki gebucht. Kawasaki ist eine Stadt in der zu Tokyo benachbarten Präfektur Kanagawa und hat rund 1,5 Millionen Einwohner. Vielleicht ist sie dem ein oder anderen wegen des Kanamara-Matsuri bekannt, bei dem im April ein großer Phallus durch die Straßen getragen wird und man überall phallusförmige Dinge bewundern kann. Im folgenden April besuchte ich dieses Fest zusammen mit Freunden. Ich kann nur sagen, dass es sehr speziell und voll ist und dass man selten so viele Ausländer bei Matsuri sieht wie beim Pimmelfest. Durchaus empfehlenswert also.

Zum Zeitpunkt meiner Hotelauswahl einige Monate vorher wusste ich aber noch nichts vom Kanamara-Matsuri und suchte einfach nach einem Hotel für die ersten Tage in Japan. Dieses sollte billig sein und viel wichtiger in der Nähe meines Studentenwohnheims liegen. Mein zukünftiges Wohnheim befand sich fast genau in der Mitte zwischen Shibuya in Tokyo und Yokohama in Kanagawa und damit sehr zentral und nah an Kawasaki. Daher war auch mein Hotel in Kawasaki. Ich hatte mir zuhause eine Karte mit der Lage des Hotels ausgedruckt und hielt einen Bahnplan von der Umgebung in den Händen. Nach kurzem Starren auf meine Materialien glaubte ich zu wissen, wie ich zum Hotel kommen konnte, und lief zum Gleis.

Auf dem Weg dorthin bemerkte ich plötzlich, dass ich meine Sweatshirt-Jacke, die ich nach der Gepäckabholung auf meinen Rollkoffer gelegt hatte, verloren haben muss. Sie war einfach weg. Noch keinen Tag in Japan und dann passierte schon so etwas. Ich suchte leicht panisch nach meiner Jacke und fragte auf Japanisch und Englisch mehrere Flughafenmitarbeiter, aber die Jacke blieb verschollen. Ich fühlte am Ende einen Zettel für das Fundbüro aus und ging etwas deprimiert zum Gleis. Auch egal, es war ja sowieso warm, versuchte ich mir wieder Mut zu machen. Die Jacke ist bis heute nicht mehr aufgetaucht. Ich frage mich immer noch, ob jemand sie gestohlen hat oder sie einfach nur vom Koffer gefallen ist.

7. Kaisatsu

Endlich am Gleis sah ich zum ersten Mal ein kaisatsu (改札) in natura. Im Unterricht an der Uni hatten wir darüber gesprochen und die Vokabel war auch Standard, doch wie immer ist es ein cooles Gefühl, wenn man eine Sache, die man theoretisch gelernt oder auf Bildern gesehen hat, praktisch erleben kann. Folgend ein kleiner Exkurs über kaisatsu.

Kaisatsu in Japan am Bahnhof
Kaisatsu am Bahnhof.

Kaisatsu sind kleine Sperren, die in japanischen Bahnhöfen den Gleisbereich vom restlichen Bahnhofsbereich abtrennen. Die Gleise müssen normalerweise immer durch eine solche Bahnsteigsperre betreten werden. Sie gehen sofort zu, falls man vor dem Durchlaufen sein Bahnticket nicht in den vorgesehenen Schlitz steckt oder seine PASMO nicht an den Sensor am Tor hält. Damit ist gewährleistet, dass jeder Zugreisende die Zugfahrt auch bezahlt. Nach der Fahrt muss man wieder durch ein kaisatsu. Diesmal wird das Ticket endgültig einbehalten, was beim ersten Durchschreiten vom kaisatsu hinten ausgespuckt wird. Oder man hält seine PASMO erneut an einen Sensor, der die Beförderungsgebühr dann automatisch von der Karte abzieht.

Kaisatsu haben drei Vorteile: Erstens wird Schwarzfahren reduziert (eher unmöglich) und man benötigt keine Fahrkartenkontrolleure im Zug. Zweitens kann man umsonst zurückfahren, wenn man zu weit gefahren ist, da die kaitsatsu erst beim Verlassen des Gleisbereichs erneut durchquert werden müssen. Daher kann man beim falschen Bahnhof aussteigen und sofort in den Zug, der in die Gegenrichtung fährt, wieder einsteigen. Drittens braucht man keine Tickets, wenn man eine PASMO besitzt. Man kann PASMO für fast ganz Japan benutzen, das Bezahlen mit PASMO ist leicht billiger als mit Tickets und vor jeder Zugfahrt oder auch nachträglich im Gleisbereich kann sie mit Geld aufgeladen werden. Exkurs beendet.

Ich blieb vor dem kaisatsu stehen und beobachtete wie die anderen Leute ohne zu Überlegen — schon fast roboterartig — die Sperre durchquerten. Aha, so läuft das also, dachte ich und versuchte, es nachzumachen. Eigentlich ganz einfach: PASMO dranhalten und durchgehen. Falls man zu langsam durchgeht, kann es aber passieren, das die Sperre wieder zugeht, bevor man durch ist und es anfängt, rot zu leuchten. Das gleiche gilt auch, wenn man zu wenig Geld auf der PASMO hat. Dann braucht man einen zweiten Versuch. Dies ist ziemlich peinlich und kann für die Leute, die hinter einem sind, nervig sein, da gerade in Stoßzeiten Menschenschlangen in rasender Geschwindigkeit durch die Sperren schreiten. Keiner möchte diese von hinten anpreschenden Menschen dann unnötig lange aufhalten bzw. in den Rücken gerammt werden, da nicht jeder Hintermann mit einer Vollbremsung des Vordermannes vor dem kaisatsu rechnet.

8. Die erste Bahnfahrt

Geschafft, ohne Probleme! Ich stieg in den Zug ein und schon ging meine erste Bahnfahrt in Japan Richtung Kawasaki los. Mir fiel sofort auf, dass die Zugstrecke mit endlosen meist grauen oder beigen Gebäuden gesäumt war. Häuser und Wohnblocks soweit das Auge reichte. So einen Betondschungel kannte ich von Deutschland nicht und es war faszinierend und leicht erschreckend zugleich. Natürlich gab es aber auch Streckenabschnitte, neben denen man außer Häuser noch Felder, Hügel, Brücken oder die „berühmten“ Kanäle mit Grasböschungen sah, die man aus nahezu jedem Anime kennt.

Bahn in Kawasaki während Auslandsaufenthalt in Japan.
Ein abnormal leerer Zug in Kawasaki am Morgen.

Das läuft doch ganz gut, sagte ich mir während der Fahrt. Im Zug war es sehr ruhig und sauber — so wie ich es mir vorgestellt hatte. Das ist man in Deutschland ganz anders gewohnt, wo man oft von laut telefonierenden Mitfahrern genervt wird oder der Boden mit Chips oder klebrigen Bierpfützen geplastert ist. Telefonieren ist in der Bahn in Japan zwar nicht verboten, doch es wird von den Mitfahrern nicht toleriert und mit bösen Blicken bestraft. Außer Geschäftsleute, die kurz das vermutlich dringende Telefonat annehmen, um dem Gesprächspartner zu sagen, dass sie gerade im Zug sind und nicht reden können, hört man eigentlich keinen telefonieren.

9. Hotel in Kawasaki

Nach einer halben Stunde kam ich am Hauptbahnhof Kawasaki an und wurde von den Menschenmassen fast erschlagen. Überall liefen und wuselten Menschen herum. Mal hatten sie es eilig und mal schritten sie eher gemächlich. Der Bahnhof war viel größer und voller, als ich dachte. Ich versuchte trotzdem, den Ausgang zu finden, den ich mir vorher herausgesucht hatte. In großen Bahnhöfen zu sein, wo man sich nicht auskennt, ist in Japan oft ein kleines Abenteuer. Es gibt zwar überall Schilder und Markierungen auf dem Boden, aber die Entfernungen zwischen den Ausgängen können extrem groß sein. Daher kann man sich auf dem Weg zum Ziel leicht verlaufen. Ständig wiederholen sich große Hallen, Tunnel, Treppen, kaisatsu und Absperrungen bis man an einem Ausgang ankommt, zu dem man manchmal gar nicht wollte. Auch kann es vorkommen, dass Ausgänge in Einkaufszentren oder unterirdischen Shopping/Restaurant-Meilen enden, aus die man ebenfalls erst einmal herauskommen muss, bevor Tageslicht in Sicht ist.

Glücklicherweise fand ich in Kawasaki nach ein bisschen Herumirren den favorisierten Ausgang. Etwas ratlos sah ich mich nun vor dem Bahnhof um. Bewaffnet mit meiner ausgedruckten Karte musste ich jetzt nur noch den Weg zum Hotel finden. Wie schwer kann das schon sein? Aber auch das erwies sich leichter gesagt als getan. Ohne Ortskenntnisse verliert man nicht nur in Bahnhöfen, sondern auch auf der Straße leicht die Orientierung und weiß oft nicht so genau, in welche Richtung man überhaupt zu gehen hat. Ich entdeckte einen großen Stadtplan vor dem Bahnhof, den ich kurz studierte und fotografierte. Dann lief ich los. Stets nach Wegpunkten auf meinen beiden Karten ausschauend und immer noch von den vielen Fußgängern überwältigt. Irgendwann war ich der Meinung, dass ich relativ nah am Hotel sein müsste, aber aus irgendeinem Grund, wusste ich nicht mehr so genau, wo ich auf der Karte war beziehungsweise in welche Richtung ich weitergehen musste.

Stadtplan von Kawasaki.
Mein fotografierter Stadtplan von Kawasaki.

Ich blieb stehen und blickte mich um. Ich wollte jemanden fragen, der sich hoffentlich besser auskannte als ich. „Entschuldigung, können sie mir bitte helfen?“, fragte ich auf Japanisch zwei Japaner, die wie Studenten aussahen. Sichtlich überrascht, aber sofort hilfsbereit, sahen sie sich sofort meine Karte an und überlegten kurz. „Wir können dich hinbringen. Folge uns bitte“, antworteten sie und ich nickte. So wünscht man sich das: Nicht nur erklären (was man meist sowieso nicht versteht), sondern bis zum Ziel begleiten. Ob im Supermarkt oder auf der Straße, Service wird stets großgeschrieben!

Hotel in Kawasaki während Austausch in Japan.
Die „schöne“ Aussicht aus meinem Hotelzimmer.

Nach fünf Minuten erreichten wir das Hotel und ich bedankte mich erleichtert. Ich hatte die erste Etappe meines Auslandsaufenthalts gemeistert! Da ich zu diesem Zeitpunkt mehr als 30 Stunden wach war, duschte ich schnell, zog meinen japanisch aussehenden zweiteiligen Hotelbademantel an und warf mich aufs Bett, was fast mein ganzes Zimmer einnahm — klein, aber fein. Ich tippte noch schnell „Ich bin im Hotel. Lief alles gut.“ ins Handy und war fertig für heute.

Bildquellen:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3e/Gyoda-station_kaisatsu.jpg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert